Es ist unbeschreiblich.

Jetzt habe ich tatsächlich schon ein halbes Jahr in Japan verbracht und in dieser Zeit ist das Jahr 2017 angebrochen. Deswegen möchte ich euch hier auch noch einmal ein frohes und glückliches neues Jahr wünschen.

Dieser Moment zeigt mir, dass es allerhöchste Zeit ist einen kurzen Augenblick inne zu halten und zu realisieren, was in diesen Monaten – meinem Japan 2016 – geschehen ist.

August – Tokyo

Am 01. August landete ich in Japan, nach einem Flug, der sich nicht länger hätte ziehen können. Keinerlei Wehmut, einzig und allein Freude – damit blickte ich auf das Abenteuer, welches mir begegnen sollte.
Fremde Umgebung, bekannte Plätze, Zeitverschiebung – alles prasselte auf mich ein. So vebrachte ich auch die ersten Nächte nicht schlafend, sondern schreibend mit meinen Liebsten daheim.
Meinen Geburtstag verbrachte ich nun schon zum zweiten Mal in meinem Leben in Japan. 2014 noch in Nara, dieses Mal in Tokyo. Um ihn zu feiern, wählte ich für mich DAS Wahrzeichen Tokyos: den Tokyo Tower. Hatte ich noch gute Erinnerungen an ihn, begeisterte mich diese Auffahrt erneut; auch wenn ich mir gewünscht hätte, ihn wieder zu Fuß „erklimmen“ zu dürfen, was leider nicht möglich war.
Mein Highlight des halben Jahres ist auch im Monat August festgesetzt: der Aufstieg des Fuji. Ich kann es heute immer noch nicht fassen, dass ich auf dem Gipfel dieses Bergs/Vulkans war und bekomme heute noch jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich an den Sonnenaufgang über Japan denke.
Nach einem solchen Hoch, war ein tiefer Fall wohl schon vorprogrammiert und „Fall“ beschreibt es auch ziemlich treffend. Mein Treppensturz, der mir einen Besuch im Krankenhaus einbrachte, incl. der Verschließung meiner Wunde durch Nadel und Faden. Steckt mir heute noch in den Knochen. Und seit diesem Tag bin ich gegenüber Treppen übervorsichtig.
Ich hatte aber das Glück, dass mir bei so ziemlich allen Ereignissen in diesen Monaten Freunde zur Seite standen, welche ich in diesem Monat kennenlernen durfte.

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September – Tokyo

Im September stand für mich der erste Umzug an. Ich hatte mich in eine WG von drei japanischen jungen Männern eingemietet. Beim Einzug erfuhr ich aber dann, dass ich mir den Dachboden zu teilen hatte und das eigentlich an mich vermietete „Zimmer“ nun einer Japanerin als Unterkunft diente. Dies war der Grund, warum das Inserat auf der Plattform Airbnb nicht mehr vorhanden war.
Informiert hatte man mich auch nicht; doch da ich mit meiner Mitbewohnerin zurecht kam bzw. sie mit mir, erhob ich keine Einwände.
Trotz der anfänglichen Freude, sowohl bei mir, als auch bei der WG glich es schon sehr bald nur einem Bett, einer Unterkunft aber keinem Zuhause auf Zeit.
Mehr als einmal wünschte ich mich in das ShareHouse zurück. Nicht der Unterkunft wegen, sondern wegen meiner Freunde, die ich dort zurückgelassen hatte.
Ablenkung erfuhr ich in meinem neuem Job. Flyern und kellnern für und in einem deutschem Restaurant, nur unweit der Hachiko-Statue, im Herzen Shibuyas entfernt.
Ich fand tolle Kollegen und wir hatten angenehme und teils lustige Gäste, was mir Zuversicht entgegenbrachte, nach der schlechten Erfahrung, die ich im Kindergarten, im August gesammelt hatte.
Mit der Aussicht auf Osaka und Kyoto wurde mir ein wenig mulmig zu mute, da ich wusste, dass meine Freunde in Tokyo bleiben und ich meine Arbeitsstätte verlassen würde.
Diese Laune wurde aber korrigiert, als sich meine engsten Freunde und ich dazu entschlossen hatten uns für Dezember und Januar in Tokyo eine Wohnung zu suchen. Und auch die Arbeitsstelle gab mir die Rückmeldung, dass ich nach meiner Rückkehr wieder an meinem alten Arbeitsplatz arbeiten durfte.
Das versprach Erleichterung und gab mir ein positives Gefühl für mein Leben auf Zeit in Osaka und Kyoto.

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Oktober – Osaka

Im Oktober folgte, trotz aller Freude und Zuversicht, der erste Einsturz. Freunde weg, keine Arbeit, alleine wohnen. Ich weiß nicht sicher, welcher Faktor der entscheidenste war, doch die Tatsache, dass ich mich nur zum einkaufen in den ersten drei/vier Tagen aus der Wohnung wagte, war das komplette Gegenteil dessen, was ich mir vorgestellt hatte.
Stress aus Deutschland und die dadurch unruhigen Nächte taten ihr übriges. Und irgendwann war sie endlich da. Die Überlegung, das zu schauen, was man schon in Kinder- und Jugendtagen genossen hat. Ein japanischer Zeichentrick, den ich mir auch heute noch gemeinsam mit meiner Mutter ansehe.
Ich suchte mir die Möglichkeit, die Folgen von Detektiv Conan zu schauen, die es bisher noch nicht nach Deutschland geschafft hatten. Und es half.
Ich kam raus aus meinem Bau, besuchte Museen, Sehenswürdigkeiten; war noch einmal ein richtiger Tourist, was ich wegen meiner Arbeit in Tokyo ein wenig einzuschränken hatte.
Auch zu abendlichen Veranstaltungen, die ich durch eine neu installierte App gefunden hatte, konnte ich mich aufraffen und so fand ich auch zu einem Deutsch-Japanisch-Stammtisch, bei welchem ich das Glück hatte, eine neue Bekannte zu finden.
Gleich auf einer Wellenlänge, verstanden wir uns prächtig und verbrachten die meisten Tage im Oktober gemeinsam.
Meine Wohnung glich keinem Bau mehr und ich traute mich wieder unter Leute. Und ich bin der festen Überzeugung, dass der Anime „Detektiv Conan“, den ich am meisten mit Zuhause verbinde, ein großes Stück – wenn nicht sogar das Größte – dazu beigetragen hatte.

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November – Kyoto

Meinen November verbrachte ich in meiner Lieblingsstadt Kyoto. Schon vor zwei Jahren fasste ich diese Stadt in mein Herz und ich war mir sicher, dass ich hier wieder richtig durchstarten konnte; ohne einen vorherigen Einbruch, wie ich ihn Osaka erlebt hatte.
Doch das Touri-Dasein und herum reisen, wurde mir durch andere Tagesplanungen erschwert. Ich hatte mich schon Monate zuvor als Volunteer beim Japanese Cat Network beworben und lebte mit anderen Helfern unter einem Dach. Merkwürdig, wenn man den letzten Monat alleine gewohnt hatte.
Und auch mein Start ging alles andere als einfach von statten. Dass ich schon am offiziell zweitem Arbeitstag die Treppe – im Haus – hinunter fiel, die Wunde glücklicherweise aber geschlossen blieb und sonst nur Fuß und Hüfte eindeutige Blessuren abbekamen, ging es mir nach dem Sturz vergleichsweise gut. Aber es entfesselte eine Angst, sodass ich diese Treppe, täglich, nur noch mit Folgeschritten überwand.
Auch die Arbeit fiel mir alles andere als leicht. Täglich Kindergarten oder Kita/Grundschule, als gelernte Erzieherin, ohne etwas sagen zu dürfen – wenn überhaupt Praktikanten-Status innehabend war alles andere als einfach.
Aber ich habe es geschafft. Mit der Gewissheit, in diesem Beruf nicht mehr arbeiten zu wollen, in keinem Land der Welt.

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Dezember – Tokyo

Dezember: Advents- und Weihnachtszeit.
Diesen Zeitraum habe ich wohl am meisten in jeglicher Planung gefürchtet. Doch endlich hatte ich alle meine Freunde wieder (fast alle… einer wieder Daheim in Deutschland) auf einem Fleck. Auch wenn das Leben in einer 5er-WG alles andere als einfach war und immer noch ist, bin ich froh diesen Schritt gegangen zu sein.
Die Hiopsbotschaft, die mich kurz vor meiner Rückfahrt nach Tokyo ereilte, veranlasste mich dazu, in den ersten Tagen nach einem neuem Job zu suchen.
Denn entgegen dem Versprechen, welches mir gemacht wurde, durfte ich nicht wieder im Restaurant anfangen, was mir den Boden unter den Füßen wegriss, hatte ich doch mit diesem Job gerechnet.
Und dann war sie da: die Stelle auf dem Weihnachtsmarkt in Hibiya. Wer aber nun an besinnliches Arbeiten denkt, hat leider weit gefehlt. Ich weiß, wie es auf einem Weihnachtsmarkt zugeht, arbeite ich doch auch in Deutschland auf einem; aber das lässt sich nicht mit der Schreckensherrschaft dieses Chefs vergleichen. 13 Stunden stehen, reagieren, keine Pause, nichts getrunken oder gegessen.
Die nächsten Tagen folgten einem ähnlichem Schema, was mich dazu veranlasste die Notbremse zu ziehen, die nur widerwillig aktzeptiert wurde.
Noch nie habe ich mir das Ende der Weihnachtszeit so sehr herbeigesehnt, wie in diesen Momenten, als uns sogar das miteinander sprechen für einige Momente untersagt wurde.
Meine Freude auf Weihnachten hielt sich in Grenzen und zeigte sich nur beim Geschenke einkaufen, verpacken und Weihnachtskarten schreiben.
Und doch waren die größten Highlights die, die etwas mit Weihnachten zu tun hatten.
Mit Weihnachten Zuhause. Päckchen, ein selbstgemachter Adventskalender (welcher jedoch erst nach Weihnachten eintraf), Videobotschaften und Weihnachtskarten.
Alles Hinweise darauf, dass man an mich denkt und mich vermisst.
Und auch der Besuch einer Freundin aus Deutschland, welche ich im August kennengelernt hatte, unterstrich, dass ich am anderen Ende der Welt nicht alleine bin.

Soviel zu meinen Erkenntnissen, die ich erfahren durfte, in meinem Japan 2016! Ich bin gespannt, wie es weiter geht und hoffe euch auch dabei an meiner Seite zu wissen.

One thought on “Mein Japan 2016

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