In den letzten Wochen wurde ich oft gefragt, wie es eigentlich mit der Jobsuche – im Rahmen eines Working Holidaysin Japan abläuft.
Der Übersicht halber hatte ich auf meiner Seite „Work&Travel“ schon meine Jobs niedergeschrieben; doch nun möchte ich euch zeigen, wie ich sie erhalten habe und welche Wege es gibt, Arbeit in Japan zu bekommen.

Weg 1) Hello Work

Hello Work ist das Arbeitsamt. Durch die Organisation hatte ich das Glück, dass mein Lebenslauf auf Japanisch übersetzt wurde (mehr oder weniger mit Fehlern, die sich aber korrigieren ließen, wie z.B. Monatszahlen) und mich anschließend zum Jobcenter Hello Work begleitete.

Also ging es einen schönen Sommertages, mehr oder weniger nervös, nach Shinjuku. Dort hatte man für mich schon einen Termin gemacht. Bevor es aber zur Sachbearbeiterin ging, musste ich einen Schein mit persönlichen Daten ausfüllen und den Fragen, ob ich lieber Voll- oder Teilzeit arbeiten wolle, wie viele Stunden insgesamt, wie weit ich bereit wäre zu fahren (japanische Arbeitswege können, selbst im Großraum Tokyo, mehr als eine Stunde betragen) und was ich mir an Gehalt vorstellen könnte. Nachdem dieser Schein ausgefüllt war, ging es nach kurzem Warten zur Sachbearbeiterin.

Sie sprach mit mir auf Japanisch und ich hatte das Glück, dass sie sich bemühte  langsam zu sprechen, dass ich sogar halbwegs etwas verstand. Und das in meinen ersten Tagen in Tokyo. Trotzdem bekam ich hin und wieder Hilfe vom „Betreuer“, welcher mir durch die Organisation zur Seite gestellt wurde.
(Für Leute, die ohne Organisation dort sind: keine Sorge! Hello Work bietet euch an, Englisch-Übersetzer an eurem Gespräch teilhaben zu lassen. Informiert sie nur bei Terminabsprache.)

Nach kurzer Sicht auf meinen Lebenslauf wurde der Dame klar, dass sie vor sich eine voll ausgelernte Erzieherin sitzen hatte. Das war ja „wundervoll“ und „ganz toll“, denn so würde ich – selbstverständlich – auf jeden Fall einen Job bekommen. Eine Erzieherin aus Deutschland, mit vier Jahren Berufserfahrung – wo gab es denn sowas? Dass ich gar nicht mehr in meinem gelernten Beruf arbeiten wollte; danach wurde nicht gefragt. Schließlich konnte ich mit meiner Ausbildung und Berufserfahrung jeden Kindergarten besuchen. Aha.

Nach einem kurzen Abnicken meinerseits, ein Job – noch dazu einen, den ich kannte – war wahrscheinlich besser als keiner. Hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch gedacht…

Nach einem schnellen Anruf in der International Preschool (englisch also) sollte ich gleich vorbeikommen. Mit einem Schreiben von Hello Work (dass ich von ihnen komme und als Versicherung wirklich da gewesen zu sein) und meinem japanischen Lebenslauf. Doch moment: da war ja noch gar kein Foto drauf. Also raus, in den nächsten Passbildautomaten, überteuerte 800Yen bezahlen (überteuert deswegen, weil noch brandaktuelle Fotos in meinem Zimmer warteten, weil ich sie extra aus Deutschland – für eben solche Zwecke – mitgebracht habe), überteuerten Kleber gekauft auf Hinweis meines ‚Betreuers‘ in einem Kombini (wenigstens war es ein Prit-Stift) und im nachhinein erfahren, dass ich Schere und Kleber ja im Jobcenter hätte benutzen können. Vielen Dank auch. Aber zu dem Zeitpunkt konnte ich mir das wenistens noch leisten.
Anschließend brachte mich mein Betreuer zur Bahnhaltestelle und meine erste Bahnfahrt, zur potenziellen neuen Arbeitsstelle begann. Nur zehn Minuten, ich hatte Glück.

Doch bei dieser Arbeitsstelle war nicht von Glück zu sprechen…

 

Weg 2) craigslist.jp

Craigslist ist ein nicht ganz so toller Weg Arbeit zu finden, weil man sich zwischen Hostess und Girl for rich Sugar-Daddies einen Weg bahnen muss, doch manchmal hat man das Glück auf „normale“ Jobs zu treffen. Eine kurze Selbstvorstellung des Arbeitsplatzes, Hinweis auf Gehalt und evtl. Fahrtkostenübernahme und damit ist die Anzeige der Firma auch schon fertig. Wenn man sich dann bewerben möchte, kann man dies über E-Mail machen (oder aber das Unternehmen hat eine Telefonnummer online gestellt)

Anschließend darf man darauf hoffen eine Antwort zu erhalten. Ich musste leider oftmals die Erfahrung machen – bei mindestens 50 Bewerbungen, dass japanische Betriebe und die, die es werden wollen nicht mit einer Antwort gerechnet werden kann. Selbst eine Absage kostet sie zu viel Zeit, sodass du dich darauf gefasst machen kannst, den Job abzuhaken, wenn du nach mindestens 36 Stunden keine Antwort erhalten hast. So spielt das Leben.

Ich habe verschiedene Jobs über diese Plattform bekommen: zum einen als Verkaufskraft auf dem Weihnachtsmarkt in Hibiya und als Flyerperson in Koenji. Auch Vorstellungsgespräche für den Beruf als Schwimmlehrer und „Youtuber“ fanden statt.
Die Jobs sind alles in allem nur Gelegenheitsjobs gewesen, weil ich meist nicht mehr als zwei Monate an einem Ort blieb, weshalb eine Festanstellung alles andere als einfach war und ist.

 

Weg 3) workaway / helpx.net

Auf Farmen arbeiten, Familien unterstützen, in Kindergärten aushelfen? Durch die Plattformen workaway und helpx.net sind Volunteerstellen zum Greifen nah. Auch ich habe mich vor meinem Japanaufenthalt mit beiden Portalen auseinander gesetzt – war bei beiden angemeldet – habe im Nachhinein aber nur noch über workaway gesucht. Und gefunden.

Meinen November verbrachte ich in Kyoto, beim Cat-Network, welches Volunteerarbeit in den verschiedensten Bereichen anbot. Entweder ging es in den Kindergarten, in die KiTa und Grundschule, es wurden Gästehäuser geputzt oder – wie der Name es andeutet – sich um Katzen gekümmert. Während dieser Zeit lebt man mit anderen Volunteeren zusammen und verbringt meist fünf Stunden am Tag mit seiner Arbeit. Rest des Tages: frei.
Bei uns stand aber neben der täglichen Arbeit, noch Arbeit im Haus an – gerne auch mal an freien Tagen – doch durch ein wöchentliches Meeting ließ sich alles immer ganz gut aufteilen.

Ich hatte auch bereits einen Platz auf Okinawa in einem Bed-and-Breakfast-Hotel gehabt, musste diesen aber wieder freigeben, weil ich im Juli schon wieder zurück in Deutschland bin.

Beide Plattformen kosten euch rund 18-20€ und die Mitgliedschaft hält für ein Jahr. Ich würde euch zu workaway raten, da die Plattform übersichtlicher und angenehmer gestaltet ist.

 

Weg 4) über Freunde und Bekannte

Fragt ruhig einmal im Freundes- und Bekanntenkreis, welchen ihr euch in Japan aufgebaut habt, herum. Vielleicht weiß der ein oder andere noch eine Stelle, wo etwas frei ist und wo ihr durchstarten könnt. Bei mir war es die Arbeit im Hostel in Osaka. Diese habe auch ich durch diesen Weg gefunden. Es ist also machbar.

 

Weg 5) Medienplattform, ala facebook

Ja, tatsächlich. Hin und wieder findet man auch online die ein oder andere Stellenanzeige. Meist natürlich in den dazu vorgesehenen Gruppen, wie „Jobs Japan“ und ähnlichem. Auch hier lohnt sich der ein oder andere Blick. Meistens inserieren hier Unternehmen, die ab N3/N4-Sprachlevel suchen, doch manchmal findet man auch ein Angebot, welches bereits ab N5-Level vergeben werden kann. Alles von Konbini-Staff, zu Fabriken und Fast-Food-Ketten findet ihr hier versammelt.

 

Weg 6) Gaijinpot

So böse sich diese Plattform im ersten Augenblick auch anhört, auch über Gaijinpot lassen sich Arbeitsstellen finden. Zu Beginn legt ihr ein eigenes Konto an, ladet euren Lebenslauf hoch und ergänzt alle möglichen Angaben. (Auch z.B. euer Englisch-Level. Wenn aber eine Englischschule einen Lehrer auf near-native-Basis sucht und ihr habt das in euren Informationen nicht angegeben, weil ihr euch eher im Business-Englisch seht, werdet ihr automatisch aussortiert und seid daran gehindert eine Bewerbung zu verfassen. Überlegt euch eure Selbsteinschätzung also sehr gründlich)
Anschließend könnt ihr euch für einen Jobnewsletter anmelden, der leider viel zu oft euren Posteingang füllt, in der Hoffnung, dass etwas Brauchbares für euch dabei ist.

 

Weg 7) (Online-)Unterricht

Ihr seid Muttersprachler. Nutzt eure Sprache und versucht sie Leuten nahe zu bringen, die sie gerne lernen möchten. Während meiner bisherigen Monate habe ich so viele unterschiedliche Menschen kennengelernt, die Deutsch lernen oder sich einfach nur austauschen möchten, weil sie Sorge davor haben ihre Kenntnisse zu vergessen. Unterstützt diese. Ihr werdet unheimlich tolle Gespräche führen können: über Gott und die Welt.

 

Weg 8) Eigeniniative

So einfach, so genial.

Natürlich zählt jeder vorangegangene Weg als Eigeniniative. Würdet ihr euch nicht bewerben wollen, würdet ihr es natürlich gar nicht erst auf diese Plattformen schaffen. Was ich aber mit Eigeniniative meine, ist: schnappt euch euren Lebenslauf, klappert Restaurants und Geschäfte ab, auch wenn sie kein Schild ala „Staff wanted“ angebracht haben. Sucht online nach Arbeitsplätzen, die euch interessieren und schickt formlos – nach einer kurzen Anfrage – eure Bewerbungsunterlagen. Ihr wollt einen Job? Versucht ihn zu bekommen! Wenn das genau eure Firma ist, werdet ihr vielleicht das Glück haben und werdet eingestellt.

Ich habe mich formlos an ein deutsches Restaurant in Tokyo gewandt, ob vielleicht Servicekräfte oder ähnliches gesucht werden. Eine Woche später war ich Teil des Teams, als Flyerperson und Servicekraft. Es hatte also funktioniert.

 

Das sind so ziemlich die acht Wege, die euch zu einem Job verhelfen können. Vielleicht gibt es noch zig andere Wege, doch für den Anfang seid ihr mit diesen – hoffentlich – gut beraten. Vergisst nicht: euer Visum nennt sich „Work and Travel“. „Travel“ heißt nichts anderes als Reisen. Und ich hoffe, dass ihr in dieses Land gekommen seid oder in dieses Land möchtet, weil ihr eben genau das möchtet: reisen!

Japan ist ein eindrucksvolles Land mit wahnsinnig vielen Facetten, welche ihr alle kennenlernen solltet. Das ist beinahe unmöglich, wenn ihr den ganzen Tag nur arbeitet.

Ja, ich weiß: Japan ist teuer. Die Miete, die Zusatzkosten, all‘ das. Man möchte sich auch etwas leisten. Selbstverständlich. Wie soll das gehen ohne Geld? Geht nicht, ganz klar. Ja, aber dann muss man doch Tag und Nacht arbeiten? Muss man das?

Ich würde behaupten, ich habe die so ziemlich unplausibelste Idee genommen, wie ein Work and Travel in Japan aussieht und von statten geht. Die meisten Personen, die ich kennengelernt habe, waren für mehrere Monate, manche fast für ein ganzes Jahr an einer Stelle. Reisen? Am Ende.
Dagegen bin ich fast Monat zu Monat hin und hergesprungen. Eine feste Arbeitsstelle, eine feste Umgebung, ein festes Umfeld war hier absolut unmöglich.
Aber vertraut mir, wenn ich euch sage: ich würde es immer wieder so machen.

Ja, hin und wieder steht einem das Wasser bis zum Hals. Besonders dann, wenn man sein zuvor Erspartes schrumpfen sieht. Aber alles in allem sehe ich lieber mein Geld schrumpfen, als meine Zeit.

Ich habe mit einigen anderen Work&Travellern gesprochen, die mir immer sagen, dass sie Angst davor haben nicht alles in ihrem gegebenen Zeitraum zu schaffen.
Andere Gespräche klangen wiederum ungefähr so:
„Ich möchte dann nach Kyoto.“ – „Oh ja, Kyoto ist toll. Das Herbstlaub war total schön.“ – „Dann mal nach Nara.“ – „Ja, die Rehe sind unheimlich süß!“ – „Vielleicht nach Arashiyama.“ – „Geh am besten morgens, da ist weniger los.“ – „Und dann mal ein Trip nach Hiroshima.“ – „Oh ja, wenn du da bist nimm gleich Miyajima und Okunoshima mit. Die Hasen waren so goldig.“ – „Du warst auch schon überall, kann das sein?!“ – FETTES GRINSEN!

Ja! Ich bin stolz darauf, dass ich so verfahren habe, wie ich verfahren habe.
Natürlich habe ich noch nicht alles gesehen und es steht noch verdammt viel auf meiner Liste. Aber all‘ das, was ich in meine Planung geschrieben habe, welche ich vorab zur Visumsbeantragung abgeben musste, habe ich – bis auf Okinawa (und das aus einem triftigen Grund) umgesetzt. Darauf bin ich stolz.

Es geht nicht immer nur um Geld. Ja, viele werden jetzt mit den Augen rollen oder komplett ausflippen, weil Japan ja so teuer ist. Vielleicht werden aber genau so viele nicken und denken „Ja, recht hat sie.“.

Ihr Lieben: ihr habt die Chance auf ein Working Holiday (egal in welchem Land) nur ein einziges Mal. Nutzt sie! Arbeiten könnt ihr auch wieder, wenn ihr daheim seid. Es nützt euch gar nichts, wenn ihr von einem Hamsterrad ins nächste steigt.
Mir wäre es beinahe so ergangen; ich bin froh, dass ich die Reißleine gezogen habe. Und ich hoffe, ihr schafft das auch! ♥

4 thoughts on “Was, wie, wann, wo? | 8 Wege – Jobsuche in Japan

  1. Hey, ich finde es super von, dir anderen Leuten aufzuzeigen, wie man in Japan an Jobs kommt.
    Zum letzten Abschnitt:

    Ich stimme dir vollkommen zu. Man lebt nur 1 Mal und sollte versuchen so viel positives wie möglich mitzunehmen. Dadurch, dass du deinen Weg auf deine Weise gegangen bist, hast du sehr viele Orte gesehen und Erfahrungen sammeln können, die dir sonst verwehrt gewesen wären.
    Geld wächst zwar nicht gerade auf Bäumen, aber ich finde man sollte sich nicht zu sehr vom Geld treiben lassen sondern sollte sein Geld zur Selbstverwirklichung nutzen 🙂

    Vielleicht komme ich doch noch irgendwann auf die vollkommen verrückte Idee im Ausland zu leben. Dann aber höchsten 1 Jahr. Das Rheinland ist meine Heimat und ich kann hier einfach nicht zu lange wegbleiben 😀

    LG Marco

    1. Huhu 🙂
      Selbstverwirklichung… das trifft es, glaube ich, ganz gut. Danke. 🙂

      Und solltest du noch ein Auslandsjahr in Form eines Working Holidays dran hängen: beeil dich… die meisten vergeben das nur bis zum 30. Lebensjahr. 😀

      Grüße in das Rheinland ♥

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