Bin ich anders…? Wirklich so viel anders, im Vergleich zu anderen Work & Travellern, die während ihres Aufenthalts ihr Wunschland kennen und lieben lernen?

Diese Frage stelle ich mir sehr häufig. Allem voran in der letzten Zeit, wo es doch nun wirklich mit großen Schritten auf die Heimat zugeht.

Was ich mit anders meine, ist kurz und einfach erklärt. Von den meisten Menschen, die ein Auslandsjahr machen (sei es nun ein Work and Travel, ein Auslandssemester oder was es noch so alles gibt) möchte keiner mehr nach Hause. Jedenfalls ließt man in allen Gruppen nur, wie man die Rückkehr in das ferne Deutschland doch am besten hinauszögern könnte.
Und da überlege ich: bin ich anders? Schließlich möchte ich nach Deutschland zurück.

Natürlich. Ich habe mein Auslandsjahr genossen. Es hatte Höhen und Tiefen zu bieten, aber ich habe niiiemals im Traum daran gedacht, für immer hierbleiben zu können. Zu sehr Deutsch und so. Aber ich könnte es mir auch niemals in einem anderen Land der Welt vorstellen. Auf einen gewissen Zeitraum gesehen, ja. Aber doch nicht für immer?!

Es gibt diese Momente, in denen ich wirklich überlege, ob ich da so ziemlich die oder der Einzige bin, die/der so denkt. Bin ich mit meiner Einstellung etwa komplett alleine in diesem Universum?

 

Ja, ich liebe Japan. Und ja, ich fand es toll hier – auch, wenn es mir manchmal echt dreckig ging. Trotzdem hatte ich den Rückhalt von meiner Familie und von meinen Freunden… und ja: auch von mir selbst. Denn ich wusste, dass es immer wieder bergauf gehen würde. Das hatte es bis jetzt immer. Warum sollte sich das gerade in diesem Moment ändern?

Aber warum fühle ich mich dann so komplett anders? Warum bin ich dann so komplett anders? Warum stehe ich dann da und sage als Einzige:
„Ja, ich freue mich auf Deutschland. Irgendwo bin ich dann auch froh, wieder zurück zu sein.“

Mein Auslandsjahr hatte Höhen und Tiefen. Und das wird bei jeder Person so sein. Sollte das nicht so sein, würde ich mich schon sehr wundern. Keiner kann behaupten, dass es absolut keine Probleme, während des Auslandsaufenthaltes gab… vielleicht gesteht die Person es sich aber auch nicht ein.

Ich erinnere mich noch an die Monate vor Japan. Eine liebe Kollegin hat immer gesagt: „Warte ab! Nachher findest du deinen Traummann und willst gar nicht mehr zurück.“ Mal abgesehen davon, dass ich von einem einzelnen Mann nicht meine Zukunft abhängig machen lassen möchte, habe ich ihr schon damals gesagt, dass das wohl nicht passieren wird. Und? Wer hatte Recht behalten? Selbst wenn dem so gewesen wäre; ich hätte wohl nicht hierbleiben können. Das wäre gar nicht mein Ding gewesen.

Eine befreundete Bloggerin (Yoko-chan, du bist gemeint ♥) hat diesen Schritt gemacht. Sie hat – schon vor ihrem Auslandsjahr – ihre Liebe in Japan gefunden und lebt jetzt hier. Für mich ein beachtlicher, aber für mich niemals umsetzbarer Schritt.

Aber: warum? Warum verdammt nochmal, bin ich so anders? Anders als 99% der Leute, die ein Auslandsjahr machen und nie wieder zurück wollen?
Man hat mir immer wieder gesagt, dass ich vorausschauend denke. Aber das kann doch nicht alles sein. Ich glaube kaum, dass die 99% blind darauf vertrauen, dass in ihrem Wahlland alles glatt läuft.

Oder sind es gar nicht erst 99%, sondern viel weniger? Und diejenigen, die Heimweh nach Deutschland haben oder sich eine Zukunft woanders nicht vorstellen können, „outen“ sich ganz einfach nicht? Mir ist bisher noch nicht einmal eine Hand voll aufgefallen, die ehrlich von sich behaupten können: „Ja, ich will zurück nach Deutschland.“

Ich kann doch nicht die Einzige sein?! Und wenn doch? Dann ist dem eben so.

Mein Auslandsjahr habe ich geliebt und gelebt. Es stehen noch viele Reiseziele auf meiner Liste und die Planung für kleine Tagestrips ist auch schon im vollen Gange. Aber alles von Deutschland aus. Von der Heimat aus. ♥

4 thoughts on “Bin ich anders…? | Ein erster Blick auf mein Working Holiday

  1. Mensch Nathalie, verstehe ich voll und ganz! 🙂 auch wenn ich mein Herz für immer an Irland verloren habe und jetzt einen winzigkleinen Teil von mir in Spanien lasse, möchte ich auch gerne nach Deutschland zurück. Es ist schließlich Heimat. Zumindest solange bis mich das Fernweh und die Wanderlust wieder packen. Wobei ich mir gut vorstellen könnte für einige Zeit in Irland zu leben und arbeiten. Aber nichtmfür immer, dafür bin ich viel zu sehr familien- & heimatverbunden. Grüße von der Costa Blanca.

    1. Irland steht auf jeden Fall meiner Must-see-Liste… 🙂
      Ich bin ganz froh, dass ich mit meinen Überlegungen nicht alleine bin. Es ist nur ganz natürlich, dass einen hin und wieder das Fernweh packt – ist bei mir ja nicht anders 🙂 – aber in meinem Jahr hier habe ich gemerkt, wie sehr einen doch auch das Heimweh ‚packen‘ kann.

      Grüße aus Fukuoka an dich!

  2. Anders oder nicht… jeder Mensch hat seine Träume und Visionen und wir durften dich und deine Pläne für die Zukunft ja vor Kurzem glücklicherweise sogar persönlich kennen lernen 🙂 Meines Erachtens hast du viele tolle Gründe, um dich auch auf Zuhause zu freuen und das Jahr in Japan als tolles Abendteuer und Geschenk anzunehmen, ohne dass es „komisch“ oder falsch wirkt.

    Ich glaube Jonatan und ich gehören zu den Reisenden, die auf jeden Fall MEHR wollen. Mehr Reisen, mehr Abenteuer, mehr alles… aber ob wir dafür Freunde und Familie in der Heimat komplett zurück lassen würde… hmm, ich weiß nicht… über die Zeit lernt man doch auch sehr zu schätzen, was Daheim auf einen wartet. Und vllt gibt es ja auch einfach noch mehr als „für immer zuhause“ oder „für immer auf Reisen“ 🙂

    Du machst das alles schon ganz super und du darfst dich auch absolut auf ZUHAUSE freuen – jawohl 😉

    Liebe Grüße von der Insel an die Insel 😉

    Jessica

    1. Danke für deine lieben Worte… Es tut mir total leid, dass ich erst jetzt zum antworten komme. 🙁

      Du hast schon Recht; es gibt sicherlich ein „dazwischen“. Man muss es nur finden, auch wenn das manchmal schwieriger sein kann, als gedacht. Aber warum sollte das Leben auch einfach sein? Das wäre ja langweilig. 🙂

      Auch mich hat es gefreut, euch und eure Pläne kennenzulernen und ich freue mich schon sehr auf ein weiteres Treffen mit euch!

      Gebt gut auf euch acht! ♥

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