Wahnsinn.
Nun bin ich schon wieder seit Montagabend zurück (gut, spät abends) und wieder voll im Geschehen und Arbeitsalltag meiner Ausbildungsstätte integriert.
Deswegen wird es langsam Zeit, meine Wochen in Irland Revue passieren zu lassen und womit fängt man da am besten an? Dem Grund, warum man vor Ort war: mein Praktikum in einer kleinen Buchhandlung.
Nächstes Jahr werde ich mit meiner dritten (und dann auch letzten!) Ausbildung (dieses Mal) zur Buchhändlerin fertig sein; vorher hatte ich das große Glück in einer kleinen Buchhandlung in Louisburgh, an der Westküste Irlands, etwa 30 Minuten von Westport, ein Praktikum machen zu dürfen.
Es war eine der schönsten Entscheidungen meines Lebens und im Buchhändler-Beruf wahrscheinlich auch eine der wichtigsten für mich.
Deswegen dachte ich, nehme ich euch heute in diesem Blogbeitrag mit in meine kleine Buchhandlung und erzähle euch, wie ich meinen Arbeitstag vor Ort bewältigt habe.
Eine Stadt, ein Ort, ein Dorf: Louisburgh
Mein Praktikum fand in dem reizenden Ort Louisburgh statt, welcher Bekanntheit durch die Piratenkönigin Grace O’Malley erhalten hat. In der Nähe befinden sich die Orte Murrisk, wo der berühmte Berg Croagh Patrick einen erwartet und noch ein Stückchen weiter die Stadt Westport, welche immerhin eine Anbindung an die IrishRail hat – Fakt ist: ohne Auto kommt man kaum weg vom Fleck. Der Bus fährt – wenn es hoch kommt, dreimal am Tag, Sonntags gar nicht und leider ist die Verbindung auch nicht gerade günstig.
Trotzdem hat Louisburgh vieles, was einen tollen Ort und ein tolles Wahlzuhause ausmacht. Neben der kleinen Buchhandlung gibt es noch einen CraftShop, mehrere Restaurants, Cafés und eine Eisdiele. Außerdem noch ein kleiner Supermarkt, ein Postamt und noch einige andere Läden.
In diesem kleinen Ort lässt es sich also sehr gut leben. ^.^
Nun war ich hier für drei Wochen in der Buchhandlung Books@One und es war ein tolles Erlebnis!
Die Buchhandlung Books@One
Am Anfang oder Ende des Ortes – je nachdem von welcher Seite man hinein fährt – liegt die Buchhandlung Books@One. Ausgeschrieben als Community Bookshop arbeiten hier vor allem Volunteers und eben nicht ausgebildete Buchhändler, so wie ich es „von Daheim“ kenne. Auch die Größenordnung ist eine komplett andere. Arbeite ich hier in Deutschland in einer riesigen Buchhandlung auf drei Ebenen, mit über 25 Kollegen, so hatte ich in Irland einen kleinen Raum und einen ehemaligen Kuhstall, in welchem sich SecondHand-Bücher befanden. Kollegenanzahl? Wir waren höchstens fünf.
Und trotzdem war es ein Erlebnis, welches ich nicht vermissen möchte. So hat man mir das Vertrauen entgegengebracht, alleine die Buchhandlung zu schmeißen als auch abends den Kassenabschluss anvertraut. Ich war nur eine „Praktikantin“ und trotzdem wollte man mich zum bleiben bewegen. Am liebsten für immer. 😀
Lange Tage, kurze Nächte
Die Öffnungszeiten der Buchhandlung waren für so einen doch recht kleinen Laden, sehr lang, wie ich finde. So hatten wir von Montags bis Samstags von 10-18 Uhr geöffnet und Sonntags mussten wir von 12-17 Uhr noch einmal ran. Der Sonntag, der im katholischen doch sehr heilig ist, war meist ein „Tag für einen Familienausflug in eine Buchhandlung“. (Aussage meiner Kollegin vor Ort.)
Natürlich gab es auch den ein oder anderen Tag frei, welchen man frei wählen konnte.
Doch was habe ich nun eigentlich gemacht? Meine Aufgaben.
In der Buchhandlung in Louisburgh war ich mehr oder weniger „Mädchen für alles“. Alles, was ich hier in Deutschland gelernt habe, konnte und musste ich in Irland zusammenbringen. So läuft der Wareneingang der Bücher bei uns in Deutschland gesondert am Packtisch ab; in Irland passierte alles (auch) in den Räumlichkeiten. Und auch während des Kundenverkehrs.
Gerade an Tagen an denen ich alleine vor Ort war, hieß es also: Kundenberatung, Kassieren, Kaffee/Tee/Schokolade aufsetzen, Wareneingang, Bücher auszeichnen, Telefonanrufe entgegennehmen, Kundenbestellungen annehmen und verarbeiten und darauf aufpassen, dass der Laden (und ich) nicht im Chaos versinkt.
Anfangs noch ein ganz schönes Unterfangen, hatte ich doch immer noch die Angst davor, dass mein Englisch nicht ausreicht – aber ich habe mich geirrt. Nur als man mich bei einem Telefonat auf Gälisch angesprochen hatte, musste ich doch weiter zur Chefin verbinden; die Sprache habe ich nämlich bis heute nicht (flüssig) drauf. Und mit ein paar Worten komme ich bei einem Kundengespräch dann doch nicht weiter. ^//^
„Wieso kannst du nicht hierbleiben? Du kommst aber auf jeden Fall wieder!“
Nach etwas über drei Wochen war mein Praktikum dann doch schon wieder rum. Ich weiß für mich, dass es nicht mein letztes Mal in Irland war und auch, dass ich in dieser Buchhandlung nicht das letzte Mal ausgeholfen habe.
Und ich freue mich auf meinen nächsten Arbeitseinsatz als irische Buchhändlerin.