Seit dem letzten Beitrag ist einige Zeit vergangen (fünf Tage…) und es hat sich einiges geändert.

An meiner Person und an meiner Planung. Meine Planung stand eigentlich felsenfest. Ich bin ein Mensch, der gerne plant. Gerne und viel. In jeder freien Minute.
Aber ich bin ein Mensch.
Und ich bin ein solcher Mensch, dass ich mich traue, meine festen und beinahe verankerten Pläne über Board zu werfen.

Es war klar, wie meine Zukunft nach der Rückkehr aus und vor der Rückkehr nach Deutschland auszusehen hat.
Ich hatte etwas geplant. Und wenn ich etwas plane, halte ich mich daran. Falls jetzt Sorge besteht; nein: ich klebe nicht an meinen Plänen. Sie sind mir nur eine gute Hilfe, meine weiteren Tage und mein Budget, ja… zu „planen“. Ich liebe es zu planen! Meine Freundin sagte schon, wenn einer einen Urlaub planen sollte, dann sollte ich es sein. Und das sehe ich, als Kompliment.

Aber wie sah mein Plan denn nun aus? Ganz einfach:
nachdem ich aus Deutschland wieder zurück in Japan bin lebe und arbeite ich bis zum 08.05. weiterhin in Osaka. Während dieser Zeit war eine dreitägige Tour nach Tottori geplant und wenn sich die Zeit ergeben hätte ein Zweitagestrip nach Himeji. Gerne zwischendurch noch einmal nach Kyoto und Nara. Ist ja schließlich in der Gegend. Anschließend sollte es mit einem wahlweise Tag- oder Nachtbus nach Fukuoka gehen. In den Süden Japans. Dort habe ich schon seit einigen Monaten eine kleine Wohnung für mich gebucht (und auch schon gezahlt). In Fukuoka ein Trip nach Hiroshima, was leider genau zwischen Fukuoka und Osaka – gefühlt jedenfalls – liegt und Trips nach Nagasaki und Kumamoto. Am 01. Juni wollte ich in den Flieger steigen. Auf nach Okinawa! Strand und Meer! Ich hatte bereits einen Job, welcher die Unterkunft mit beinhaltete. War also auch kein Problem. Naja, bis auf das Fliegen…
Von Okinawa aus dann zurück am 01. Juli nach Osaka. Hier die restlichen Tage ausklingen lassen und auf zurück nach Deutschland! Am 17. Juli. Am 18. Juli wäre ich wieder daheim gewesen, hätte – beinahe – ein ganzes Jahr in einem Land 10.000km weg von Daheim verbracht und wäre glücklich gewesen. Ja, glücklich.

Denkste.

Ich war nach meinem Heimurlaub wieder hier. Zurück in Osaka. Nichts war mehr wie vorher. Ich hatte schon Anfang Februar gemerkt, dass Osaka nicht das ganz Meine war. Aber gut, man konnte sich ja täuschen. Also: irgendwie. Also doch noch einmal versucht. Rangeklotzt.
‚Es stimmt schon alles, zieh deinen Plan genau so durch, wie du es vorhattest. Du hast doch schon Unterkünfte und Co. Busse und Flug ließen sich ja noch in den nächsten Wochen buchen.‘

Und dann stand ich an dem Punkt, wo mein Kopf und mein Herz einen Kompromiss schlossen. „Du spinnst!“ Meine Einverständniserklärung hatten sie dafür nicht benötigt.

Ich hatte Heimweh. Aber ich wollte nicht als Versager dastehen. Jemand, der wegen Heimweh sein Working Holiday aufs Spiel setzte. Wer war ich denn? Aber es nagte an mir. Vieles nagte an mir.
War ich wirklich ein Versarger, wenn ich mir eingestehen konnte, dass ich nach Hause wollt? Wollte ich wirklich nach Hause, nur weil ich gerade Zuhause war und das Ganze würde schon wieder weggehen? War ich einfach nur übermüdet und wusste nichts mit mir anzufangen… das alles, meine ganze Planung, einfach so in Frage zu stellen?

Wer war ich denn, dass ich einfach so alles über Board werfen konnte, was ich mir an Planung aufgebaut hatte? Ganz einfach: ich war und

ich bin ich!

Fertig.

Ich hatte niemandem Rechenschaft abzulegen für mein Tun und Handeln. Hatte keinen Arbeitsvertrag unterschrieben und war – eigentlich – frei, wie ein Vogel.
Wenn das Herz nur nicht immer verlauten würde:
„Hallo… du willst nach Hause! Ist ja ganz schön hier in Japan, aber du willst doch eigentlich zu deiner Familie. Mit deinen Freunden unterwegs sein, dein Kaninchen lieben und ärgern und einfach VIEL, VIEL lieber in deinem Bett schlafen!“
Treffer. Das stimmte.

Aber konnte ich wirklich alles so einfach ändern? Ich fing klein an. Ich nahm mir ein Herz, ein Nachfolger war für mich eh schon längst gefunden und eröffnete, dass ich nicht bis zum Mai in Osaka bleiben würde. Nein. Ich würde zurück nach Tokyo gehen. Osaka – Tokyo – Fukuoka?! Von der Reiseplanung her machte das keinen Sinn. Ich war in der Mitte, wollte nach rechts und dann nach links? Völlig bescheuert. Aber mein Herz sagte mir: Genau, das ist es! Oder war es mein Bauch? Jedenfalls fiel meine Entscheidung innerhalb von wenigen Minuten. Nachdem es in Osaka raus war, sagte ich Freunden in Tokyo Bescheid. Perplex, aber überglücklich nahmen sie die Nachricht auf und ich bekomme jetzt noch gesagt, dass sie sich alle tierisch auf mich freuen. Das tat gut. So schlecht konnte die Entscheidung also nicht gewesen sein.

Aber da war noch etwas anderes… Etwas, was mich nicht loslassen wollte. Diese 20 Wochen, die ich hier noch verbringen „musste“. „Konnte“ wäre es zwar zieltreffender formuliert, aber es gab Momente, wo ich das Ganze als ‚müssen‘ empfand. Verrückt, war ich doch mehr oder weniger freiwillig in den ICE zum Flughafen gestiegen und da auch nach Verspätung an Board gegangen.

Was sollte das denn jetzt alles? Ich hatte doch meinen Traum erfüllt! Ich war hier, bin hier – in Japan! Die letzten Jahre hatte ich nur einzig und allein darauf hingearbeitet! Was war nur mit mir los?

Ganz einfach. Ich bin Ich. Und wenn ich nicht selber wüsste, was los ist, wer sollte es sonst wissen? Ich bin Zuhause glücklicher. Ich bin in Deutschland glücklicher. Ich bin glücklich, wenn ich weiß, dass ich meine Familie, meine Freunde und meinen Verein um mich habe. Ich bin glücklich, wenn ich mich mit meiner besten Freundin treffen kann, obwohl wir beide immer weniger Zeit hatten und die Treffen dadurch so selten geworden sind. Ich bin glücklich, wenn mich meine Brieffreundin besucht, die mehr als nur den Platz einer Brieffreundin inne hat, sondern den einer Seelenschwester. Ich bin glücklich, wenn ich mit meinem besten Freund alte Filme schauen und Pokémon Go-spielend um die Häuser ziehen kann. Glücklich dann, wenn ich mich wieder darüber aufregen kann, mich erheben zu müssen, um zum Training zu gehen und doch glücklich bin, wenn ich meinen Verein um mich herum weiß.

All‘ das ist glücklich sein. Für mich. Was ist es für dich?

Mein Flug nach Hause ist umgebucht. Ich komme früher nach Hause. Und ich bin mit dieser Entscheidung, der glücklichste Mensch der Welt.

 

4 thoughts on “Eine Umstrukturierung für das eigene Gemüt

  1. Manchmal muss man halt bis an das andere Ende der Welt fliegen,um zu erkennen wohin man vom Herzen her hingehört,bzw. schon immer hingehört hat😉Es gibt kein richtig oder falsch….NUR das (sich)ausprobieren, sich selbst immer mehr und besser kennenzulernen, zu erkennen und dann wieder ausprobieren usw. ein Leben lang. Die größte und längste Reise macht man immer nur zu sich selbst😊Das ist die größte,spannendste und erfolgreichste Reise. Die Reise die DEIN eigenes Leben schreibt

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