Letzte Woche war es endlich soweit. Die Connichi 2017 (mein letzter Beitrag zur Convention und meine Freude, bezüglich des Presseausweises findet ihr hier) stand an und ich hatte die Möglichkeit, die Convention nicht nur als Besucher, sondern als „Besucher+“ wahrzunehmen. Ich hatte ein Presseticket, durfte Platz nehmen auf der ConnichiCouch (hierzu folgt noch ein gesonderter Beitrag) und hatte das wahnsinnige Glück die japanische Schwertkampfgruppe Karasu kennenlernen zu dürfen. Ein halbstündiges Interview, einige grandiose Auftritte und die Closing zeigten mir, dass diese Schauspieler ihre Fans wert sind.
Seltenst habe ich eine solche Bühnenkunst erlebt und hoffe, dass ich noch einmal die Möglichkeit haben werde, Karasu live zu erleben und ihnen vielleicht noch einmal in einem Interview Fragen stellen zu dürfen.
Ein ganz großes Dankeschön für diese Möglichkeit gilt neben dem gesamten Connichi-Team, allem voran Pressesprecherin Stephanie, einer weiteren Person, die mir beim Interview unterstützend zur Seite stand. (Denn so flüssig ist mein Japanisch dann doch nicht. 😉 ) Die Japanisch-Deutsch-Übersetzerin Jasmin Dose (ihren Webauftritt findet ihr unter www.jddj.de) nahm mir meine Angst und stand mir für das Interview zur Seite. Einfach ein großes Dankeschön an dich, dass mein erstes Interview so toll abgelaufen ist. Ich hoffe man begegnet sich noch ein paar weitere Male.
Das Interview, welches ich mit Karasu führte, umfasste sieben (später sogar acht) Fragen, die ich mir gestellt habe, nachdem ich mich über die Gruppe informiert hatte. 2016 waren sie bereits Gast bei der Connichi, doch zu diesem Zeitpunkt befand ich mich in Tokyo… vielleicht gibt es Jahr ein weiteres Jahr?!
Ich hoffe drauf… und nun; los geht’s!
1. Hattet ihr schon länger geplant, gemeinsam an einem Projekt teilzunehmen bzw. eine eigene Gruppe zu gründen?
Hiroaki Kameyama: Ja, der Plan war grundsätzlich vorhanden.
2. Wer „konstruiert“ eure Auftritte? Also wer kümmert sich um die Geschichte/Handlung und Szenen?
Das Gesamtwerk entwickelt Rena Kaneta. Die Aufführung besteht aus der Schwertkampfkunst (und derer Performance) und aus Tanzeinlagen. Die Choreografie, mit Schwerpunkt auf Schwertszenen, übernimmt Hiroaki Kameyama und die Geschichte, die um das Stück herum erzählt wird, wird von Rena Kaneta geschrieben.
Rena Kaneta: Wir haben für jede Geschichte immer ein bestimmtes Thema. Darum entwickeln wir die Geschichte. Wir sind aber letztendlich keine Tanzgruppe, sondern eine Schwertkampfgruppe und unser Ziel ist es die Schwertkampfkunst so schön wie möglich auf der Bühne darzustellen und die Gefühle und Emotionen, die bei einem Kampf erscheinen und auftreten, dem Publikum möglichst nahe zu bringen.
Letztes Jahr 2016 durften wir auch schon auf der Connichi auftreten und da war das Thema „Das Leben – Der Sieg des Stärkeren über den Schwächeren“ und dieses Jahr, 2017, ist das Thema „Wasser und das Vergehen der Zeit“. Nach diesen Themen überlegen wir uns auch die Kostüme und weil dieses Mal das Thema ‚Wasser‘ ist, haben wir überall etwas Blaues in den Elementen. Kameyama-san ist allerdings der ‚Feind‘, weshalb er nicht blau, sondern weiß trägt.
Zur Musik. Auch da überlege ich mir, wie ich mir die Welt vorstelle, die wir darstellen möchten. Ich höre mir mehrere hundert Lieder an und wähle daraus die Musikstücke, die ich gerne in das Werk einbauen möchte und hole mir daraufhin die Rechte von jedem einzelnen Künstler. Daraufhin schneide ich mir ein eigenes Stück für den Auftritt zusammen.
3. Ihr tragt den Namen „Karasu“. Könnt ihr euch mit ihm identifizieren? Warum habt ihr gerade diesen Namen gewählt?
Hiroaki Kameyama: Zu der Frage warum wir Karasu heißen: meine Vorfahren haben damals zu Kriegszeiten ein Familienwappen gehabt. Es stellte eine Krähengottheit dar. Davon wollten wir unseren Namen ableiten. Wenn wir einfach nur das Schriftzeichen für Karasu nehmen, dann sieht das zu sehr aus wie ‚Vogel‘. Deshalb haben wir quasi die Schreibweise „der Vogel mit den Fangzähnen“. Da kann man ebenfalls Karasu lesen. Deswegen haben wir uns für dieses Schriftzeichen entschieden.
4. Habt ihr schon als Kleinkinder Kampfsporterfahrung sammeln können? Hat euch Kampfsport im Kindesalter gefallen oder hättet ihr lieber etwas anderes gemacht? (z.B. Musik)
Kazuma Ueno: Als Kind habe ich als Sport eigentlich nur Fußball gespielt, hatte also mit Schwerkampf nichts zu tun. Jetzt bin ich 26 und mache das Ganze auf der Bühne und es bereitet mir sehr viel Spaß und ich hoffe, dass ich es auch in Zukunft weiterhin machen kann.
Kiichi Andou: Ich habe sehr viele verschiedene Sportarten gemacht und auch viele verschiedene Kampfsportarten, z.B. Kendo und Aikido. Über Bekannte habe ich von einer sehr japanischen Art der Kampfkunst gehört und zwar von dieser Schwertkampfkunst. Das hat sehr gut zu mir gepasst. Deshalb mach ich das immer noch weiter, weil es einfach sehr zu mir passt.
Kazuya Hamada: Ich bin ein bisschen älter, als die anderen Gruppenmitglieder und entsprechend war für mich als Kind, dieses Chanbara („Schwertkampfkunst“, bei welcher z.B. Stöcke als Schwert genutzt werden) Alltag. Das hat man früher einfach als Junge gespielt, genauso wie man irgendwelche Superhelden nachahmt heute. Ich muss aber auch gestehen, ich hatte mehrere Jahre, zehn Jahre das natürlich nicht mehr gespielt. Ich war ja dann erwachsen. In meiner Berufslaufbahn als Schauspieler bin ich dem Ganzen dann wieder begegnet und weil mir das auch einfach sehr viel Spaß macht, mach ich das beruflich, innerhalb meiner Schauspielerei weiter.
Keiji Uzuki: Ich habe mit der Schwertkampfkunst erst begonnen, als ich in die Schauspielkarriere eingestiegen bin. Als ich ein Kind war, habe ich oft mit meinem Großvater historische Filme geschaut und das hat mir immer sehr gut gefallen. Entsprechend war mir diese Schwertkunst vertraut, eben aus solchen Filmen. Ich hab, als ich in der Oberstufe war Kyudo (jap. Bogenschießen) und andere Sportarten ausprobiert, deswegen waren mir Kampfsportarten vertraut, wobei ich die Schwertkampfkunst erst als Erwachsener angefangen habe.
Wataru Aizawa: Es ist ein bisschen ähnlich, wie bei Hamada-san. Wenn man als kleiner Junge so ein Schwert in die Hand nimmt, verspürt man dieses Bedürfnis irgendwie Kampf nachzuspielen. Und das was ich jetzt mache, ist so ein bisschen die Fortsetzung im Erwachsenenalter. In der echten Welt kann man ja nicht einfach Menschen umbringen, aber wenn ich auf der Bühne bin, kann ich das machen. Dann kann ich nachstellen, dass ich jemanden umbringe. (Zwischenruf der anderen: Du bist voll der Psycho, geht’s noch?! 😀 – „I’m crazy.“) Es macht Spaß verschiedene Weltbilder zu empfinden und nachzuspielen.
Hiroaki Kameyama: Ich habe auch als Kind dieses Chambara (Schwertspielerei) gemacht und mochte schon immer diese Katana(-Schwerter). Auch wenn ich das, was ich als Kind gemacht habe noch nicht Schwertkampfkunst nennen konnte. Ich hab mir immer eingebildet, dass ich gut darin bin, dass ich gut aussehe in meinen Bewegungen, aber irgendwann wurde mir klar, dass ich es doch nicht so gut konnte. Dann habe ich Karasu gegründet und habe darüber nachgedacht, was kann ich tun, damit die Gruppe besser wird und was kann ich tun, damit auch ich selbst besser werde. Ach, ich muss mir einen in die Gruppe holen, der das besser kann als ich. Und das war eben Hamada-san. Ich habe alles von ihm kopiert, um einfach noch besser zu werden. Natürlich war es auch eine harte Zeit. Ich habe auch viel liebe, aber harte Kritik erhalten. Dass ich die Basics noch aufpolieren muss, dass ich noch viel mehr an den Feinheiten arbeiten muss. Aber trotzdem macht es mir selber sehr viel Spaß. Und jetzt bin ich der, der zu den anderen sagt, dass die Basics nicht stimmen, dass man hier und da noch an den Details arbeiten muss und ich glaube auch, dass ich, auch wenn ich irgendwann mal alt bin, trotzdem Spaß an der Sache haben werde. Es ist auf jeden Fall gut, dass ich es gemacht habe und immer noch mache.
Rena Kaneta: Mit sechs Jahren habe ich mit dem Schauspielern angefangen und habe mich entsprechend ausbilden lassen, in dem Bereich. Als ich dann in meine Teenagerjahre kam, habe ich mich fest dazu entschlossen, dass ich den Weg als Schauspielerin gehen möchte und dass ich aber nicht nur warten möchte, bis irgendein Stück auf mich zukommt, dass mir gefällt, sondern dass ich selbst aktiv diese Stücke erstellen, produzieren möchte. Das heißt, ich habe angefangen selbst Drehbücher zu schreiben, Regie zu führen und Kostüme mir auszudenken. Ursprünglich fing das Ganze so ein bisschen als Hobby an, aber mittlerweile… Vor allem werden wir jetzt viel ins Ausland eingeladen und sind viel in Europa. Dort dürfen wir Aufführungen machen, unsere Stücke vorspielen. Das freut uns natürlich sehr. Jetzt als Mitglied von Karasu habe ich wirklich das Gefühl, dass ich das, was ich damals als Kind entschlossen habe, immer noch durchziehe.
Seizi Maeno: Ich habe mit dem Schauspielen auch erst angefangen und dann bin ich auf die Schwertkampfkunst gestoßen. Seitdem liebe ich es.
5. Ihr wart schon in einigen Ländern dieser Welt. Wo hat es euch am besten gefallen?
Deutschland. Natürlich. 😉
6. Gibt es ein Land, in welchem ihr gerne einmal auftreten möchtet?
Rena Kaneta: Wir waren schon zweimal in Kanada, aber noch nie in den USA. Und irgendwann mal LA oder New York, das wäre schon ein Traum, weil ich persönlich den amerikanischen Humor sehr gerne mag. In den USA braucht es allerdings ein HappyEnd und das ist sehr schwierig für mich, weil ich mich persönlich auf BadEndings spezialisiert habe. Ich möchte mich aber natürlich auch weiterbilden. Ich möchte neue Herausforderungen und darum möchte ich mich gerne mal an so einem HappyEnd versuchen, damit ich die Chance habe, in die USA zu kommen.
7. Könntet ihr euch vorstellen auf Dauer außerhalb Japans zu leben und zu arbeiten?
Rena Kaneta: Ja, ich würde mich gerne selbst herausfordern und es ausprobieren.
Wataru Aizawa: Ich werde Hollywood-Star, also natürlich. Auf jeden Fall. 😀
Hiroaki Kameyama: Ja, wir würden gerne in verschiedenen Orten länger sein. Überall durchreisen. Aber egal, wo wir letztendlich sind; wir werden unser Bestes geben.
8. Was steht dieses Jahr noch an Auftritten an? Stehen noch andere Länder außer Deutschland an?
Rena Kaneta: Für dieses Jahr steht im Ausland nichts mehr an. Für nächstes Jahr haben wir schon – noch nicht ganz fest – aber schon die ersten Überlegungen. Ansonsten werden wir innerhalb von Japan auf verschiedenen Festen auftreten und jedes einzelne Mitglied hat auch seine eigene Karriere noch zusätzlich, als Schauspieler auf verschiedenen Bühnen.
Dies war unser Interview. Es dauerte ca. eine halbe Stunde und es hat mir unheimlich viel Freude bereitet. Jedes einzelne Gruppenmitglied ist ein toller Mensch und ein begabter Schauspieler; egal, ob mit oder ohne Schwert. 🙂
Ich würde mich sehr freuen, wenn sich die Möglichkeit ergibt, Karasu ein weiteres Mal zu treffen. Liebe Connichi, Karasu genießt einen hohen Stellenwert auf der Convention. Vielleicht ist ja ein nächstes Mal drin?! 🙂
Karasu findet ihr übrigens auch bei Facebook, Instagram und Twitter!
to Karasu:
ありがとうございます、みんあ・さん! ❤
Vielen Dank für das tolle Interview, es ist sehr interessant geworden und man merkt die Mühe, die du hinein investiert hast. Viele Grüße Mia
Hallo Mia,
hab vielen Dank für deinen Kommentar. 🙂