Mein Working Holiday findet in wenigen Tagen sein Ende… und damit läuft dann auch die Auslandskrankenversicherung ab, die ich bei der HanseMerkur abgeschlossen habe. (Mehr zu diesem Thema, findest du auch in meinem Extra-Beitrag zum Thema ‚Auslandskrankenversicherung‚.)
Schon relativ am Anfang meines Working Holidays – genauer gesagt Ende August – habe ich Freunde und Familie daheim mit der Nachricht schockiert, dass ich zur Behandlung in ein Krankenhaus musste.
Der Schock saß tief, denn schließlich musste ich zuvor noch nie in ein Krankenhaus und nun sollte meine erste Erfahrung in Japan sein?
Na, vielen Dank auch.
Aber was war eigentlich passiert und das Wichtigste: habe ich die Kosten für die Behandlung erstattet bekommen?
Es war an einem Augustabend. Ich hatte mich gerade von einem Bekannten verabschiedet und wollte die Treppe zur U-Bahn nehmen. Den ganzen Tag hatte es bereits schon aus Eimern geschüttet (Taifun war in der Nähe), weshalb die Treppenstufen natürlich ziemlich nass waren. Naja. Einen falschen Schritt gemacht, schon schlitterte ich bis zur Hälfte die Treppenstufen hinunter. Ziemlich geschockt und verwirrt saß ich dann da; kein Mensch in meiner Nähe. Mein erster Blick fiel aber gleich auf meinen linken Unterarm, denn irgendetwas stimmte nicht.
Durch den Sturz hatte ich mir Ellenbogen und Unterarm „aufgerissen“ und blutete stark. Plötzlich waren hinter mir Schritte zu vernehmen, doch geholfen hatte mir die Person nicht. Nachdem ich mich aufrappeln konnte, machte ich mich mit Tränen in den Augen auf, die letzten Stufen ohne Sturz zu meistern und landete in einem der vielen kleinen Untergründe, unter der Millionenmeteropole Tokyo. Leider wurde mir auch hier nicht geholfen. Fragend umschauen und Leute ansprechen hatte leider nicht funktioniert. Aber trotzdem konnte ich eine Damentoilette ausfinding machen und versuchte hier meine Wunde irgendwie zu säubern. Das gelang mehr schlecht als recht, weil das Ganze dann doch sehr brannte. ><
Aber hier bekam ich die erste Reaktion einer Japanerin: sie bot mir ein Pflaster an. Dieses hatte zwar nur die „normale“ Größe, konnte die Verletzung also nicht abdecken, aber der Wille zählte. Anschließend ging es für mich zurück in das ShareHouse. Zwei Mal umsteigen und die Devise, bloß an keine weiße Hemden zu streifen, zwangen mich dazu nicht gänzlich in Tränen auszubrechen.
Dort angekommen bat ich meine Zimmerpartnerin sich das Ganze einmal anzuschauen. Eilig verband sie es und riet mir, dass Ganze im Auge zu behalten. Nach einiger Zeit machte ich mich dann doch ohne viel Umwege auf ins Bad und schaute mir die Verletzung noch einmal genauer an. Ich konnte an meinem Ellbogen bis aufs Fleisch schauen. AUA! GROßES AUA!
Da meine beste Freundin von Medizin ein wenig mehr Ahnung hat, als ich (und ich irgendwem von dieser ‚Panne‘ erzählen wollte) schickte ich ihr tatsächlich Fotos. Sofortige Reaktion ihrerseits: Krankenhaus!
Mir stand der Schock sicherlich ins Gesicht geschrieben. Doch in welches Krankenhaus? War es wirklich so schlimm? Und was, wenn die mich wegen meiner – in diesem Gebiet – mangelnder Japanischkenntnisse nicht verstehen?
Mir blieb nur die Möglichkeit ein anderes Mädchen im ShareHouse zu fragen, ob sie mich begleiten würde. Ihr Japanisch war immerhin ein wenig besser als meines und alleine wollte ich auch nicht gehen. Also machten wir uns auf den Weg und waren um 23:30 Uhr am Krankenhaus, welches ca. 20 Gehminuten entfernt lag. Wie bereits vorgestellt, sprachen die Pfleger kein Englisch und so versuchten wir beide es mit unserem gebrochenen Japanisch. Nach einem Blick auf die Wunde, durch die Pflegerin wurde eine Ärztin gerufen. Kurze Verschnaufpause. Wer hätte gedacht, dass so mein Working Holiday starten würde? Niemals hätte ich im Traum daran gedacht, jemals meine Auslandskrankenversicherung nutzen zu müssen. Wie schnell man sich täuschen kann.
Dann wurden wir auch schon zur Ärztin reingewunken und oh Wunder: auch sie sprach kein Englisch. Aber mit Block und Stift vermittelte sie mir ganz schnell, was sie vor hatte. Sie wollte die Wunde vernähen. JETZT ging mir der Hintern gehörig auf Grundeis. Ein schneller Blick zu meiner Begleitung: „Egal wie du es ihnen sagst, sag ihnen, dass ich eine Spritze will!“ Dies auch umgesetzt, dachte ich natürlich, dass sie mir die Spritze in den Oberarm setzt. Dass sie mitten in meine Wunde spritze, konnte ich doch nicht ahnen! (Wie bereits gesagt: zuvor niemals im Krankenhaus gewesen.)
Nachdem ich das Ganze überstanden hatte, der Arm verbunden wurde, ging es an das nächste schmerzliche Thema: die Bezahlung. Ich war – logischerweise – dazu gezwungen Vorkasse zu leisten und war ganz froh, dass ich noch genug Geld eingesteckt hatte, bevor wir uns auf den Weg gemacht hatten.
Ich sollte am nächsten Morgen zur Kontrolle wiederkommen. Habe ich getan. Und dabei habe ich den wahrscheinlich tollsten Arzt ganz Tokyos kennenlernen dürfen. Dieser Arzt, ein älterer Herr, saß mir nämlich gegenüber schaute sich das Unglück an, blickte zu mir und stellte mir die Frage: „Unterarm, tut weh, ne?“ auf Deutsch! Ich war platt. Dies hatte er anscheinend bemerkt, denn anschließend erklärte er mir auf Englisch, dass er Deutsch während seines Medizinstudiums zu lernen hatte. Ich war wirklich platt. Die Dame, die mich wenige Stunden zuvor noch genäht hatte, war um einiges jünger als er gewesen und sprach absolut kein Englisch. Er trohnte dagegen mit Englisch UND Deutsch (wenn auch nur noch mit wenigen Worten) auf.
Er teilte mir mit, dass die Wunde gut verheilen würde und ich nächste Woche wieder in seine Sprechstunde kommen sollte, damit er die Fäden ziehen konnte.
Dies geschah dann auch eine Woche später. Hier hatte ich das Glück, dass mich ein lieber Freund begleitete (Arzt in Deutschland :D) und mir versuchte die Angst vor dem Fäden ziehen zu nehmen.
(Ich glaube man kann mich in solchen Angelegenheiten wirklich vergessen.)
Ab diesem Tag sollte ich für die nächsten Tage nur noch ein Pflaster tragen. Für die nächsten drei bis vier Tage. Dann wäre das ganze abgeheilt und alles wäre gut. Hätte ich das doofe Pflaster doch drauf gelassen…
Denn tatsächlich habe ich mir an meinem ersten Tag ohne Pflaster meine Wunde auf der Arbeit wieder aufgerissen. Am nächsten Tag wieder zu meinem Favoritenarzt. Dieses Mal kleben. Ich hatte einfach kein Glück…
Das war also ein kleiner Einblick in meinen Leidensweg. Wie bereits berichtet: ja, ich hatte Vorkasse zu leisten.
Aber wie sollte es dann weitergehen?
Ich wandte mich, nachdem mir die Fäden gezogen wurden, mit meinen Rechungen an die HanseMerkur; per E-Mail. Zuvor hatte ich schon den Kontakt zum Unternehmen gesucht und angefragt, ob sich der Postweg auch auf E-Mail-Verkehr beschränken könnte, weil ich mir nicht sicher war, was passieren sollte, wenn die Rechnungen verloren gehen sollte. Schließlich wollten sie die Originale.
Also bot ich ihnen an, ihnen diese einzuscannen und mit dem ausgefüllten Formular zum Sachverhalt an sie weiterzuleiten.
Das sah dann ungefähr so aus…
Schon einige Zeit später kam eine weitere Mail der HanseMerkur. Ich sollte ihnen noch mein Einreiseticket nachweisen. Da ich dieses feinsäuberlich in meinem MemoryBook aufbewahrt hatte (wo es auch jetzt wieder ist), war das natürlich kein Problem.
Mehr musste ich nicht machen. Die Rechnungen wurden begutachtet und Tage später fand ich auf meinem Konto eine Rückzahlung, der mir entstandenen Kosten.
Ich war sehr froh, dass alles so glimpflich abgelaufen war, hatte ich doch vorher noch nie etwas bei einer Auslandskrankenkasse eingereicht.
Für meine nächsten Male Japan oder längere Aufenthalte im Ausland, werde ich aber ganz sicher wieder zur HanseMerkur greifen. 🙂
Information: Ich erziele keinen Gewinn mit diesem Beitrag.
Achso: das war übrigens nicht mein letzter Treppensturz. Der andere war aber etwas glimpflicher abgelaufen… 😉
One thought on “Treppensturz perfektioniert! Der verhängnisvolle Abend… | Wenn die Krankenkasse ran muss…”